Neuerscheinung zum 30. Jahres­tag des So­linger Brand­anschlags

»Solingen, 30 Jahre nach dem Brandanschlag. Rassismus, extrem rechte Gewalt und die Narben einer vernachlässigten Aufarbeitung«, herausgegeben von Birgül Demirtaş, Adelheid Schmitz, Derya Gür-Şeker und Cagri Kahveci ist bei transript-Verlag erschienen (auch als open access-Veröffentlichung auf der Verlagshomepage).

Die Publikation rückt die oftmals weniger beachtete Perspektive der Betroffenen von Rassismus ins Zentrum und beleuchtet die Auswirkungen extrem rechter und rassistischer Gewalt.

Am 29. Mai 2023 jährt sich der rassistische Brandanschlag in Solingen zum 30. Mal. ​Eine fachliche, gesellschaftspolitische und wissenschaftliche Auseinandersetzung ist bisher kaum erfolgt. Nun liegt ein Sammelband der Herausgeber*innen Birgül Demirtaş (ehemalige Lehrbeauftragte der Hochschule Düsseldorf), ​Adelheid Schmitz (Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Forschungsschwerpunkt Rechtsextremismus/Neonazismus der Hochschule Düsseldorf​), Derya Gür-Şeker (Dozentin, Uni Duisburg Essen)​ und Çağrı Kahveci​ (​Lehrbeauftrager, Ev. Hochschule Berlin) ​dazu vor.​

Der Band ist den Opfern des Anschlags gewidmet: Hülya (9), Saime (4) und Hatice Genç (18) sowie Gürsün İnce (27) und Gülüstan Öztürk (12). Erinnert wird auch an die 14 überlebenden Familienangehörigen, die damals zum Teil lebensgefährlich verletzt wurden und bis heute traumatisiert sind.

Überlebende und ein Nachkomme von Familie Genç schildern sehr eindringlich ihre Erinnerungen und Erfahrungen. Auch andere Überlebende und Betroffene rassistischer Gewalt, Angehörige von getöteten Menschen, Zeitzeug*innen und Aktivist*innen kommen zu Wort. Ihnen bietet diese Publikation, die auch von Familie Genç begrüßt wird, ein Forum. In wissenschaftlichen und künstlerischen Beiträgen zu Hintergründen und Folgen des Solinger Brandanschlags, zu Rassismus und extrem rechter Gewalt werden angesichts der Kontinuitäten bis in die Gegenwart aktuelle Herausforderungen skizziert und neu justiert. Wichtige Themen hierbei sind u.a:

  • Traumatisierung der Überlebenden des Anschlags und ihrer Angehörigen bis heute
  • Öffentliche Reaktionen und deren Auswirkungen auf die Betroffenen
  • Opfer-Täter*innen-Umkehr​
  • Bedeutung von Prozessen für Überlebende und Angehörige
  • Erinnerungen deutsch-türkeistämmiger Solinger*innen​ an den Anschlag, ihre Reaktionen und Proteste
  • Verfassungsschutz, V-Mann und politische Verantwortlichkeiten 
  • Erinnerungspraxen und Gedenken
  • Engagement von Aktivist*innen zur Unterstützung von Betroffenen rassistischer Gewalt, ihr Kampf gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus sowie ihre Vernetzungsstrategien für eine solidarische Erinnerungskultur​​​