Geschichte des Rechtsterrorismus in der Bundesrepublik (DFG)

 

Die Geschichte des Rechtsterrorismus in der Bundesrepublik Deutschland vor 1990 ist bisher weitgehend unerforscht und nimmt auch in der öffentlichen Erinnerung nur wenig Raum ein. Bisher beschäftigte sich die Forschung vor allem mit den Taten des ›Nationalsozialistischen Untergrunds‹. Viele Ereignisse der 1970er und 1980er Jahre hingegen – so etwa die Anschläge der ›Otte-Gruppe‹, der ›Deutschen Aktionsgruppen‹ oder der ›Hepp-Kexel-Gruppe‹ – sind heute aus dem öffentlichen Bewusstsein fast vollständig verschwunden.

Seit Januar 2018 leitet die Historikerin Dr. Barbara Manthe am Forschungsschwerpunkt Rechtsextremismus/Neonazismus (FORENA) das Forschungsprojekt ›Rechtsterrorismus in der Bundesrepublik Deutschland, 1970 bis 1990‹, das über einen Zeitraum von drei Jahren von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert wird.

Das Projekt geht mit historisch-qualitativen Methoden den Entwicklungslinien des westdeutschen Rechtsterrorismus ab 1970 nach, als eine äußerst gewaltvolle Phase begann, untersucht den Symbolgehalt seiner Taten und fragt, wie Justiz und Polizei auf dieses Phänomen reagierten. Damit füllt das Projekt die beschriebene Forschungslücke, wenn es Entstehungskontext und Verlauf des Rechtsterrorismus ab 1970 unter Berücksichtigung gesellschaftlicher Rahmenbedingungen beleuchtet. Im Fokus stehen die Frage nach den Täter*innen und die Sichtbarmachung terroristischer Netzwerke, wobei auch die Beteiligung von Frauen untersucht wird; ebenso sollen transnationale Beziehungen offen gelegt werden. Ferner wird der Einfluss strafrechtlicher Verfolgung auf die Entwicklung rechtsterroristischer Strukturen untersucht.

Darüber hinaus analysiert das Vorhaben extrem rechte Motivlagen und Narrative, welche die ideologische Folie für Gewalttaten und Anschläge bildeten. Welche konkreten Ziele nahmen deutsche Rechtsterroristen ins Visier und welchen Symbolgehalt sprachen sie diesen Zielen zu? Schließlich fragt das Projekt, wie sich der Umgang mit den Opfern terroristischer Anschläge gestaltete und wie soziale Deutung und gesellschaftliche Bewertung von Rechtsterrorismus aussahen.